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Bericht WM Dijon

Die Weltmeisterschaft Triplett / Tir de Precision 2024 in Dijon/FR – Eine Nachbetrachtung


Die Spiele sind gespielt, die Schlacht geschlagen, alle wieder wohlbehalten zuhause; der Weltenlauf geht unbehelligt weiter. Viel wurde besprochen, lang vorbereitet, gefiebert, gehofft, leider auch geärgert, aufgeklärt, nachbesprochen – und nicht zuletzt wurden von den meisten Nationalspielern auch schon persönliche Texte in Bezug auf die WM veröffentlicht. Gut so.
Hier nun von mir ein Versuch einer eher unpersönlichen Nachbetrachtung und Analyse; in der Hoffnung, der geschätzten heimischen SpielerInnen-Gemeinschaft die Begebenheit aus unseren Augen zu schildern und auf das es überwiegend freundliche Blicke sein mögen, die auf den Team-Kader und die Beteiligten fallen.

First things first: Die nüchternen Ergebnisse.

Von insgesamt sieben bestrittenen Spielen im Trplett konnten wir zwei gewinnen, das reicht im Endklassement für den 38. von 48 Plätzen.
Das ist aus unserer Sicht im unteren Bereich des Erwartbaren. Keinesfalls berauschend, auch nicht die totale Enttäuschung, die Pflicht erfüllt, die Kür verpasst. Ja, einen Sieg mehr hätten wir uns gewünscht und erwartet.
Die beiden Siege, gegen Neuseeland (4. Spiel) und gegen Japan (5. Spiel) gehen denke ich so in Ordnung und waren dem Spielverlauf entsprechend; von den fünf Niederlagen waren unseres Erachtens zwei unglücklich: Gegen Argentinien haben wir gut mitgespielt aber durch ein-zwei Missgeschicke und einen Glückstreffer der Gegner das Nachsehen gehabt, in der zweiten Begegnung mit Neuseeland (6. Spiel) hatten beide Teams eine absolute Hochphase, sehr gut gespielt und wir am Ende ganz knapp verloren.
Zwei weitere Niederlagen, gegen Senegal und gegen Polen waren letztlich auch knapp, aber ‚verdient‘ – hier hatten wir als Team nicht die nötige Konstanz, und wir wissen alle: Auf diesem Niveau gewinnt man nicht mehr mit einem oder zwei guten Spielern.
Und das allerletzte Spiel gegen den Libanon war wirklich das….Allerletzte; sehr unangenehm am Ende eines anstrengenden Championats. Nachdem wir das gegnerische Spiel im Zelt beobachtet hatten und uns, nach der Versicherung, unser Spiel gegen den Libanon würde noch im Zelt ausgetragen werden, akribisch dort vorbereitet und eingespielt hatten, wurde das Match kurzfristig und im Stress nach drinnen in die Halle verlegt. Zum erneuten Einspielen war kaum Zeit – bzw. haben wir uns diese auch nicht genommen, es war alles wie es nicht sein sollte: hektisch, verunsichert, aus der Bahn, im Wortsinn. Bis dahin, das niemand wusste, wer unser Spiel ‚anpfeifen‘ sollte und sich der dafür auserkorene Schiedsrichter beinahe weigerte das zu tun, weil er mit der Spielleitung uneinig war über den Austragungsort…
Und in diesem Umfeld, in dieser Situation haben wir dann schlicht keine/kaum Kugeln auf den Boden bekommen. Oder nicht dort, wo sie hingehört hätten. Wer den Stream verfolgt hat weiß, wovon ich spreche. Was uns hier gefehlt hat war Abgebrühtheit, war ein Teamchef (ich), der die Ruhe und den Überblick bewahrt und seinem Team die nötige Zeit und Sicherheit herausschlägt (nicht einfach, wenn man drei Offiziellen des FIPJP und einem Schiedsrichter gegenübersteht, die auch untereinander uneinig sind), war Nervenstärke, war eine technische Sicherheit die auch in ausgeprägten Stresssituationen besteht. Explizit ausnehmen möchte ich hier Maris Newerkla, der als einziger auch in dieser Situation eine stabile Leistung erbringen konnte.
Ja, und dann war es so: 5 verloren, 2 gewonnen.

In der Tir de Précision konnte Maris Newerkla unter schwierigen Bedingungen (für alle, es wurden allgemein eher wenig Punkte erspielt) in der ersten Runde 25 Punkte erspielen und sich dann mit 23 Punkten im zweiten Durchgang (Repechage) leider knapp nicht für's Viertelfinale qualifizieren, damit ging es ihm hier ähnlich wie dem Titelverteidiger aus Frankreich, der ebenfalls in der Quali ausgeschieden ist...er ist also in guter Gesellschaft. Etwas mehr war vielleicht zu erhoffen gewesen nach den letzten Trainingsergebnissen von Maris, aber es ist eben ein Unterschied zwischen Training und einer Weltmeisterschaft.

Letztendlich, so meine vorläufige Erkenntnis als Neuling in diesen großen internationalen Gefilden: Das entspricht insgesamt den Realitäten im Pétanquesport. Wir sind eine sehr kleine Pétanque-Nation, mit wenigen Spielern/Spielerinnen, wenig Geld und sonstigen Ressourcen und mit einer vergleichsweise jungen Geschichte/Erfahrung. Unser Nachbar Deutschland etwa mit seinen rund zehnmal so vielen Einwohnern hat rund dreißigmal so viele lizensierte SpielerInnen (und damit einen entsprechend großen Pool zur Auswahl) und ein (kolportiert) rund 35fach größeres Budget. Also deutlich mehr auch im  Verhältnis zur Einwohnerzahl. Das macht einen Unterschied in vielen Bereichen – nicht zuletzt auch bei den Trainingsmöglichkeiten indoor in der kalten Jahreszeit und direkt in der Vorbereitung auf einen solchen Großbewerb.
Hierbei geht es, wohlgemerkt, nicht um Rechtfertigung, sondern rein um eine Einordnung: So steht es eben um den österreichischen Pétanque-Sport (der hierzulande ja noch nicht mal ein solcher ist, also offiziell). Manchmal erzielen wir etwas bessere Ergebnisse, aber insgesamt müssen wir uns aktuell und weltweit gesehen in der unteren Mitte verorten; von hier aus werden wir weitergehen und uns weiter entwickeln.

Was ich hier nicht erbringen werde ist eine Einzel-Spieler-Bewertung oder dergleichen, das möchte ich im persönlichen Dialog belassen. Sagen kann ich, dass sich alle vier Spieler nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten bestens eingebracht haben, sich eingefunden haben in ihre Rollen soweit eben möglich, Entscheidungen akzeptiert haben und mitgetragen haben wo sie nötig waren und gefallen sind (und das ist ja nicht immer leicht). Das als etwas gewagt anzusehende und neue Experiment, eine Vater-Sohn Kombination in einem Team aufzustellen ist nach Ansicht aller die dabei waren gut verlaufen und war als solches sicher nicht Grund für die (nicht) erspielten Ergebnisse.

Was uns alle gefreut hat: Der Zusammenhalt im Team war gut, auch das Auftreten am Feld (meist) in Ordnung, trotz bzw. in Anbetracht der geringen gemeinsamen Spielpraxis. Es beginnen sich neue Formen der Kooperation und des Austausches, der Kommunikation und des Miteinanders, am Platz und abseits davon, zu etablieren. Hier müssen wir dranbleiben – und natürlich auch die technische Weiterentwicklung der einzelnen Spieler weiter fördern.

Für mich als Teamchef war es eine komplett neue Erfahrung. Ich meine, es nicht so schlecht gemacht zu haben; versuchte die Rolle nicht nur auszufüllen wie sie bisher gelebt wurde, sondern vielmehr neu zu definieren, war in vielen Bereichen aktiv, war Fahrer, Freund, Streamer, Psychologe und Berater; habe getroffen und auch gefehlt. Schön war‘s.

Es ist ein Spiel.

Liebe Grüße - Wolfgang

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